Der Finanzsektor soll eine Säule der Stabilität bleiben, wie anlässlich der ABBL-Bilanzpressekonferenz festgehalten wurde. Doch müsse die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems weiter gestärkt werden, der Verbraucherschutz verbessert und die langfristige Tragfähigkeit der Geschäftstätigkeit der Mitglieder gesichert werden.
Dabei hätten die jüngsten Krisen erneut die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors unter Beweis gestellt und ihn als tragende Säule von Stabilität und nachhaltigem Wachstum gefestigt, wie die ABBL darstellt.
Das Hauptziel aller Mitglieder sei daher, sowohl nachhaltig profitabel als auch nachhaltig regelkonform zu bleiben – „und dabei genügend Ressourcen freizusetzen, um weiterhin zur Dynamik der Wirtschaft beizutragen und den kollektiven Wohlstand zu fördern“, betonte Yves Stein, Vorsitzender der ABBL.
Es habe der rasche und deutliche Anstieg der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) im Jahr 2023 im Rahmen ihrer Inflationsbekämpfungsstrategie den Banken ermöglicht, außergewöhnliche Gewinne durch ihre Nettozinsmargen zu erzielen. „Diese Position wird oft missverstanden“, erklärte Jerry Grbic, CEO der ABBL.
„Die traditionell stabile Marge, die Banken auf Soll- und Habenzinsen von Privatkunden erzielen, macht nur einen kleinen Teil aus. Der Großteil der Erträge stammt aus Kapital, das die Banken als aufsichtsrechtliche Rücklagen oder zu Investitionszwecken bei der EZB platzieren. Nach einem Jahrzehnt mit niedrigen oder sogar negativen Zinssätzen bringt dieses Kapital nun wieder Erträge.“
Diese Entwicklung führte zu einem Anstieg der Nettozinserträge um 50,9 Prozent im Jahr 2023 und einem weiteren Plus von 4,4 Prozent im Jahr 2024. Auch die Nettoerträge aus Gebühren und Provisionen stiegen um 9,4 Prozent, unterstützt durch eine positive Entwicklung an den Aktienmärkten.
„Es ist unbestreitbar, dass die Aufgaben erhebliche Kosten und Investitionen für unsere Mitglieder bedeuten – und dass regulatorische Überkomplexität aus einem kollektiven, lobenswerten Vorhaben schnell einen Wettbewerbsnachteil machen kann“, betonte Yves Stein weiter und merkte an: „Das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines wettbewerbsfähigeren Europas ist gestiegen – insbesondere angesichts des wachsenden Drucks aus außereuropäischen Märkten.“
Der Draghi-Bericht zeige deutlich, wie sehr die europäische Wirtschaft – und insbesondere der Finanzsektor – hinter Akteuren wie den USA zurückgefallen ist, wo Regelwerke oft schlanker und flexibler sind.
Die Frage, die sich stelle, sei: Werden amerikanische oder europäische Banken besser in der Lage sein, die Wirtschaft der Zukunft zu finanzieren? Auch wenn die ABBL den politischen Kurswechsel hin zu mehr Pragmatismus begrüße, zeigte Generalsekretär Camille Seillès Hürden auf. Als Beispiel brachte er die Komplexität bei der Eröffnung eines Bankkontos an. „Das ist nicht nur in Luxemburg ein Problem, sondern in vielen europäischen Ländern – und weit mehr als nur ein Ärgernis.“
Es sei ein echtes Hindernis für finanzielle Inklusion und die Unternehmensentwicklung, denn diese Schwierigkeit sei eng mit den aktuellen Vorgaben zur Kundenidentifikation und -prüfung (KYC) verbunden. Die laufende Arbeit der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) an technischen Standards zur Sorgfaltspflicht könnte hier künftig Erleichterung bringen.
Ein weiterer Schwerpunkt betreffe die Retail Investment Strategy (RIS). Kommt es zu einem erleichterten Zugang privater Anleger zu den Finanzmärkten? Nach Ansicht der ABBL ist das Gegenteil der Fall.
Unter den vielen Herausforderungen, denen sich die Banken stellen müssten, nehme Cybersicherheit und der Schutz vor Online-Betrug einen wichtigen Stellenwert ein. Während Banken mit immer mehr Cyberangriffen konfrontiert sind, würden Betrugsversuche, Phishing und Geldautomatenmanipulationen gegenüber Bürgern und Unternehmen deutlich zunehmen, so Ananda Kautz, Leiterin für Innovation, Zahlungsverkehr und Nachhaltigkeit bei der ABBL.
Laut der EU-Agentur für Cybersicherheit (ENISA) richteten sich 46 Prozent aller dokumentierten Angriffe zwischen Januar 2023 und Juni 2024 gegen Banken. Besonders auffällig waren dabei die sogenannten DoS-Attacken im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg.
In Luxemburg registrierte die Polizei im selben Zeitraum einen Anstieg von Online-Betrugsfällen um 20,8 Prozent. Zur Abwehr dieser Bedrohungen arbeiten Banken an zwei Fronten: Stärkung der digitalen Widerstandsfähigkeit und Schutz der Kunden.
So gründete die ABBL im Dezember 2024 mit dem House of Cybersecurity eine nationale Arbeitsgruppe zur Bekämpfung von Online-Betrug. Eine nationale Sensibilisierungskampagne soll 2025 starten.
Daher ist die ABBL überzeugt, dass eine regulatorische Vereinfachung, abgestimmt auf die europäische Wettbewerbsagenda, der Schlüssel für ein leistungsfähiges und dynamisches Finanzökosystem sei – was in einem Positionspapier mit dem Titel „Vorschläge für intelligentere Regulierung in Europa“ zusammengefasst wurde, mit rund 40 konkreten Vorschlägen.