Nach der Enttäuschung gab es Redebedarf. Trainer Juan Pablo Stutz diskutierte mit seinen Spielern. Dann hörte er mit ernstem Gesicht zu, wie Kapitän Steve Weber eine engagierte Ansprache an die Teamkollegen hielt. Für Bartringens Volleyballer hat diese Finalserie ganz und gar nicht so begonnen, wie erhofft. Und Stutz steht in seiner neuen Rolle als Chefcoach vor einer großen Herausforderung.
„Wir haben einen Schlag ins Gesicht bekommen“, sagte der ehemalige Nationalspieler über die bittere 0:3-Niederlage im ersten Finalduell gegen einen stark auftrumpfenden Titelverteidiger VC Strassen. „Wir haben erwartet, dass das, was wir die Woche über trainiert haben, besser klappt. Aber uns bleiben noch zwei Spiele. Wir sind zuversichtlich, dass wir es schaffen können“, meinte er.
Ich war zehn Jahre in der Nationalmannschaft und habe jeden Moment davon geliebt.
Es könnte auch nur noch ein Duell sein. Sollte Bartringen in der „Best-of-three“-Serie auch in der Partie am nächsten Samstag (17.30 Uhr) in Strassen verlieren, wäre die Meisterschaft vorbei und alles so wie in den vergangenen drei Jahren. Dreimal hintereinander hatte Bartringen im Finale schon gegen Serienmeister Strassen den Kürzeren gezogen. Diesmal war die Ausgangssituation anders. Bartringen gewann in der regulären Saison zweimal gegen Strassen, ging als Tabellenführer in die Play-offs und hatte jetzt auch im Finale erstmals Heimrecht.
Überraschend für Außenstehende war der Trainerwechsel vor dem Halbfinale. Assistenzcoach Stutz löste den bisherigen Cheftrainer Paul Dobré ab. „Wir sind uns als Team einig, dass es der richtige Schritt war“, sagte Weber, der selbst noch mit Stutz zusammen in der Nationalmannschaft war. „Dass er vor Kurzem noch Spieler war, hilft uns sehr. Er versteht, wie man als Spieler tickt.“
Juan Pablo Stutz glaubt weiterhin an den Titel. Foto: Christian Kemp
Der neue Chefcoach war bis zur vergangenen Saison für den VC Belair im Einsatz gewesen. Davor hatte der Außenangreifer Titel mit Strassen gewonnen, war auch in Lorentzweiler und Diekirch in der höchsten Luxemburger Liga aufgelaufen. Der heute 41-Jährige stammt aus Argentinien, hat aber aufgrund seiner Vorfahren auch die Luxemburger Staatsbürgerschaft. 2008 kam der ehemalige Profi ins Großherzogtum und verstärkte die FLVB-Auswahl. „Ich war zehn Jahre in der Nationalmannschaft und habe jeden Moment davon geliebt“, erzählte Stutz.
Er könnte ein Team jetzt erstmals als Trainer zum Titel führen. Die Erfahrung als Teamkollege von einigen Akteuren aus seiner aktuellen Mannschaft, aber auch Leistungsträgern von Strassen, sieht er als Vorteil. „Ich kenne die Spieler und ihr Potenzial“, so Stutz.
Seine Mannschaft hat es jedoch im ersten Finale nicht ausgeschöpft. „Mir hat die Atmosphäre auf dem Feld nicht gefallen. Das war nicht die Mannschaft, die in der regulären Saison zweimal gegen Strassen gewonnen hat. Da haben wir einfach mit mehr Mut gespielt“, monierte Teamkapitän Weber. Irgendwie scheint es für Bartringen wie verhext zu sein: Wenn es wirklich wichtig wird, hat die Mannschaft gegen den Lokalrivalen Strassen Probleme. „Ich weiß nicht, ob es Nervosität oder Überheblichkeit oder doch Angst ist. Ich weiß nicht, woran es liegt. Aber irgendwas ist es und wir müssen es für das nächste Wochenende abstellen. Sonst verlieren wir wieder 0:3 und können nach Hause gehen“, sagte er.
Nach einem sehr engen ersten Satz (25:27) hatte es am Samstag danach ausgesehen, als würde es ein langes umkämpftes Duell. Dann brachen die Bartringer im zweiten Satz ein (16:25). Im dritten Durchgang (23:25) führten sie lange und ließen sich Satz und Spiel dann doch wieder aus der Hand nehmen. „Wir sind besser aufgestellt als in den vergangenen Jahren. Aber wir können es nicht zeigen. Das ist es, was mich besonders nervt“, haderte Weber, der nach drei Jahren als Vizemeister endlich einen Titel holen will.
Mitspieler Jared Schubert wirkte etwas gelassener. „Es ist ein bisschen enttäuschend. Aber ich weiß, dass wir uns noch verbessern können. Wir werden diese Woche hart arbeiten und Strassen dann mit mehr Feuer herausfordern“, meinte der Libero.
Die Mannschaft steht mit dem Rücken zur Wand, ähnlich wie in der Vorschlussrunde, als Bartringen das zweite Spiel gegen Fentingen verlor. „Wir hatten auch im Halbfinale ein kleines Tief“, so Stutz. Dass seine Mannschaft dieses rechtzeitig überwand, macht den Coach zuversichtlich, dass die Wende erneut gelingen kann: „Wenn man Meister werden will, muss man mit solchen Situationen umgehen können.“