LeitartikelDrogenproblematikDrogentransaktionen auf offener Straße sind m Bahnhofsviertel an der Tagesordnung. Foto: Marc Wilwert/LW-ArchivRedakteurIn der WhatsApp-Gruppe „Quartier Gare – sécurité et propreté“ kursieren Fotos, Videos und Erfahrungsberichte, die Drogendealer zeigen, die ungeniert ihrem Geschäft nachgehen, sowie Drogenabhängige, die sich in Wohnungseingängen injizieren. Auch der Begriff Bürgermiliz wird dort diskutiert – und das nicht zum ersten Mal. Einer der Gründer der Gruppe erklärte kürzlich in einer RTL-Reportage, der Ausdruck sei bewusst gewählt worden, um Aufmerksamkeit zu erregen.Die Wahl des Begriffs Bürgermiliz ist drastisch. Er verdeutlicht die Verzweiflung und Wut der Bewohner des hauptstädtischen Bahnhofsviertels angesichts der eskalierenden Drogenproblematik. Doch Selbstjustiz kann niemals die Lösung sein. Am Montag treffen sich Vertreter des Garer Quartiers mit Innenminister Léon Gloden (CSV) und Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP). Bei diesem Treffen müssen endlich konkrete Vorschläge auf den Tisch kommen.Einerseits ist diese Reaktion verständlich: Blut und andere Körperausscheidungen vor Häusern, Drogenabhängige in Garagen und Hauseingängen – die Zustände sind für die Anwohner schwer erträglich. Andererseits gießt die Verwendung solcher Begriffe Öl ins Feuer der aufgeheizten Stimmung. Sie schürt Ängste und Aggressionen, ohne zur Lösung des Problems beizutragen. Ist es wirklich vorstellbar, dass jeder Bürger mit einer Waffe oder einem Taser in der Hand durch die Rue de Strasbourg geht? Nein, das kann in einem Rechtsstaat keine Option sein.Fakt ist jedoch: Ohne die Anwohner wird es keine nachhaltige Lösung geben. Sie müssen aktiv in die Problemlösung und Umsetzung von Maßnahmen eingebunden werden. Das Treffen mit Minister Gloden sollte der erste Schritt in diese Richtung sein. Ein Quartiersmanager könnte eine zentrale Rolle spielen.Ein Blick nach München könnte inspirierend sein. Dort wurde – unter anderem in Zusammenarbeit mit der Universität Tübingen – eine umfassende Studie des aktuellen Zustandes erstellt, die praxisnahe Hinweise für Kriminalprävention und Stadtentwicklung liefert. Ein zentraler Ansatz ist die Einrichtung eines Quartiersbüros als Anlaufstelle für Bürger: Anliegen zur Verbesserung der sozialen und kulturellen Infrastruktur oder zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum können hier diskutiert werden.Die Einwohner müssen aktiv in die Problemlösung und Umsetzung von Maßnahmen eingebunden werden.Die Drogenszene ist indes geografisch begrenzt, wie in vielen europäischen Großstädten, rund um das Bahnhofsviertel. Auch wenn sich die Standorte der Dealer verschieben, bleiben die Hotspots bekannt. Durch diese räumliche Konzentration ist das Problem in gewissem Rahmen überschaubar. Eine Verlagerung würde wohl nur bedingt zur Lösung beitragen.Ob eine erhöhte Polizeipräsenz, wie von den Anwohnern oft gefordert, das Problem n